Wachkoma

Definition, Ursache, Symptome, Lebenserwartung

Wach und doch im Koma? Was ist Wachkoma überhaupt? Welche Ursachen führen zu einem Wachkoma und welche Symptome sind typisch? Was spüren Wachkoma-Patienten noch? Wie lange dauert ein Wachkoma? Können Wachkoma-Patienten wieder aufwachen? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.

Was ist Wachkoma?

Eine Definition

Ein Wachkoma, oft als apallisches Syndrom bezeichnet, entsteht durch schwere Schäden am Großhirn, dem Bereich des Gehirns, der Denkprozesse und Verhaltensweisen steuert. Trotz des Ausfalls dieser Großhirnfunktionen bleiben andere Teile wie das Zwischenhirn, das Stammhirn und das Rückenmark – verantwortlich für lebenswichtige Funktionen wie Schlafzyklen, Körpertemperatur, Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz und sogar rudimentäres Bewusstsein – unbeschädigt. Personen im Wachkoma wirken äußerlich wach, besitzen jedoch meist kein Bewusstsein und können nur sehr eingeschränkt mit ihrer Umwelt kommunizieren.

Ursachen für die Entstehung eines Wachkomas

Wachkoma entsteht primär durch eine erhebliche Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, insbesondere infolge von Hypoxie nach einem temporären Kreislaufstillstand. Es gibt jedoch auch andere Auslöser wie Schlaganfälle, Meningitis, Enzephalitis, Hirntumore und neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson. Ein weiterer bemerkenswerter Grund kann eine schwere anhaltende Hypoglykämie sein, beispielsweise nach einem Selbstmordversuch mit Insulin.

Welche Symptome zeigen Patienten im Wachkoma?

Das Wachkoma tritt meist in Folge einer akuten schweren Erkrankung (Ausnahme: neurodegenerative Erkrankungen) auf. Die Patienten werden daher überwiegend zunächst auf einer Intensivstation behandelt. In dieser Zeit sind sie oft komatös, müssen künstlich beatmet und ernährt werden. Nach Sauerstoffmangel treten nicht selten starke Muskelzuckungen auf.

Nach dieser Zeit kommt es zu einer Stabilisierung der körperlichen Funktionen. In dieser Übergangszeit von einigen Wochen bestehen oft massiv erhöhter Blutdruck, Schwitzen, Herzrasen usw. als Zeichen einer Störung des vegetativen Nervensystems. Nach der Entwöhnung von der künstlichen Beatmung kann der Patient die Intensivstation wieder verlassen. Auch die “Wachheit” etabliert sich meist in diesem Zeitraum.

Folgende Wachkoma-Kriterien dienen der Beurteilung¹:

  • Verlust der Fähigkeit, mit der Umwelt in Kontakt zu treten
  • Verlust des Bewusstseins über die eigene Person
  • Verlust des normalen Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Verlust von Sprachverständnis und Sprachproduktion
  • Verlust der Fähigkeit, gezielt auf externe Reize zu reagieren
  • Verlust der Kontrolle über Darm- und Blasentätigkeit (totale Inkontinenz)
  • Erhalt der autonomen Reflexe

Was ist der Unterschied zwischen Wachkoma und Locked-In-Syndrom?

In gewissem Sinne verhält sich die Symptomatik im Locked-in-Syndrom (LiS) genau umgekehrt zu der des Wachkomas. Anders als beim Wachkoma, bei dem eine schwere Störung der Großhirnfunktion vorliegt, äußert sich das Locked-in-Syndrom durch eine maximale Schädigung des Hirnstamms bei intakter Großhirnfunktion.

Menschen im LiS sind wachen Geistes, jedoch was körperliche Regungen angeht meist auf vertikale Augenbewegungen beschränkt. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Kommunikation.

Menschen im Wachkoma sind noch zu körperlichen Regungen fähig. Sie können nicht nur die Augen öffnen, sondern in manchen Fällen auch Gesichtsmuskeln bewegen, schlucken, würgen, husten und Laute machen. Ihnen fehlt allerdings das bewusste Reagieren auf Ihre Umwelt, auch wenn durch die körperlichen Regungen leicht dieser Eindruck entstehen kann.

Lebenserwartung von Patienten im Wachkoma

Patienten im Wachkoma haben eine unterschiedliche Lebenserwartung, die zwischen einigen Monaten und mehreren Jahrzehnten liegen kann. Im Durchschnitt beträgt die Lebensdauer nach Eintritt des Wachkomas etwa fünf Jahre. Komplikationen wie ein geschwächtes Immunsystem und das Risiko des Verschluckens können zu schweren Infektionen führen, darunter Lungenentzündung. Eine sorgfältige Pflege und Überwachung sind essentiell, um die Lebensqualität und Lebensspanne dieser Patienten zu maximieren. Werden Wachkoma-Patienten zu Hause betreut, sollte rechtzeitig an die Beantragung des Pflegegrades gedacht werden.

Können Wachkoma-Patienten wieder aufwachen?

Bei einem echten apallischen Syndrom ist ein “Aufwachen” ausgeschlossen. Weite Teile der Großhirnrinde sind dabei zerstört. Diese Zerstörung kann nicht verheilen bzw. die abgestorbenen Hirnzellen können vom Körper nicht ersetzt werden.

Bei deutlich geringergradigen, lokal begrenzten Schädigungen des Großhirns hingegen kann es in gewissen Fällen und in eingeschränkter Art stufenweise zu Besserungen kommen. Ein “plötzliches Aufwachen” jedoch, wie es manchmal in Filmen dargestellt wird, entspricht keinesfalls der Realität.

Insgesamt liegt die Chance auf Erholung aus dem Wachkoma weit unter 50%. Die Statistiken sind problematisch, weil oft die Diagnosen am Anfang nicht ausreichend sicher fundiert waren.

Insgesamt bessere Prognosen haben:

  • Kinder & junge Erwachsene

  • Patienten mit traumatischer Hirnschädigung (im Gegensatz zu Sauerstoffmangel oder Durchblutungsausfall)

  • Patienten mit kurzer Dauer des Komas am Anfang (< 24 Stunden)

Zudem sind die Heilungschancen höher, sofern das Wachkoma durch eine äußere Verletzung anstelle einer Erkrankung ausgelöst wurde.

Eine Besserung ist bei nichttraumatischer Hirnschädigung nach drei Monaten, bei traumatischer Hirnschädigung nach zwölf Monaten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Auch bei Besserung des Zustandes bleibt die Mehrzahl der Betroffenen ein Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen.

Wachkoma & Patientenverfügung

In Deutschland werden jährlich etwa 1000 Patienten mit Wachkoma diagnostiziert. Ein Teil von ihnen hat in einer Patientenverfügung den Willen geäußert, lebenserhaltende Maßnahmen einzustellen, wenn sie aller Wahrscheinlichkeit nach ihr Bewusstsein niemals wiedererlangen werden. Die schwierige Frage dabei: Ab welchem Zeitpunkt ist eine ausbleibende Erholung der Gehirntätigkeit als dauerhaft anzusehen? Hier unterscheiden sich durch ein Trauma entstandene Hirnschädigungen, wie etwa bei Michael Schumacher nach seinem Skiunfall 2013, deutlich von solchen, die durch Sauerstoffmangel verursacht wurden. Letztere haben erheblich schlechtere Aussichten auf Wiedererlangung des Bewusstseins.

Auch gut formulierte Patientenverfügungen lösen nicht alle Probleme

Eine häufige Formulierung in Patientenverfügungen ist, dass eine Weiterbehandlung nicht gewünscht wird, wenn:

[...] infolge einer Gehirnschädigung meine Fähigkeit, Einsichten zu gewinnen, Entscheidungen zu treffen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, nach Einschätzung zweier erfahrener Ärzte aller Wahrscheinlichkeit nach unwiederbringlich erloschen ist, selbst wenn der Tod noch nicht absehbar ist.

Patientenverfügung Vorlage des Bundesministeriums für Justiz

Dieser Satz findet sich in zahlreichen offiziellen Mustervorlagen für Patientenverfügungen, zum Beispiel in der Vorlage des Bundesministeriums der Justiz. Er scheint auf den ersten Blick präzise formuliert, bereitet aber dennoch Probleme und hinterlässt beim behandelnden Klinikpersonal zwei essentielle Fragen:

  1. Wie hoch muss diese Wahrscheinlichkeit der Aussichtslosigkeit sein – sind es 50, 70 oder 90 Prozent?

  2. Es bleibt auch unklar, ob nicht ein wiedererlangtes minimales Bewusstsein bei erlebter körperlicher Schwerstbehinderung für den Betroffenen ein schlimmerer und noch weniger gewollter Zustand ist, als eine bleibende Bewusstlosigkeit im Wachkoma.

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Die Remissionsstufen im Wachkoma

Von tiefem Koma bis hin zur vollständigen Bewusstseinswiederherstellung erlebt der Patient sieben verschiedene Remissionsstufen. Die Übergänge zwischen diesen Stufen sind häufig fließend und die Dauer jeder Phase variiert von Patient zu Patient. Jedoch müssen nicht alle Patienten alle Phasen durchschreiten - einige können in einem früheren Stadium verharren. Der Heilungsprozess kann schnell einsetzen oder sich erst nach vielen Monaten manifestieren, insbesondere bei Patienten, die einen voll ausgeprägten Zustand des apallischen Durchgangssyndroms (Wachkoma) erleben. Diese Phasen hat Prof. Dr. Dr. hc. Franz Gerstenbrand benannt.

Die verschiedenen Phasen eines Wachkomas lassen sich wie folgt kategorisieren und beschreiben:

  1. Koma-Phase: Diese Phase ist gekennzeichnet durch eine tiefe Bewusstlosigkeit. Der Patient zeigt keine Anzeichen von Wachheit oder Bewusstsein.
  2. Wachkoma-Phase: Während dieser Phase gibt es Anzeichen von körperlicher Wachheit, jedoch fehlt das Bewusstsein. Die Patienten können ihre Augen öffnen, reagieren aber nicht bewusst auf ihre Umgebung.
  3. Primitiv-psychomotorische Phase: In dieser Phase können die Patienten kurzzeitig Blickkontakt halten. Der Schlaf-Wach-Rhythmus beginnt sich zu normalisieren, was auf eine Verbesserung des Zustandes hinweist.
  4. Phase des Nachgreifens: In dieser Phase können die Patienten Objekte sicher optisch fixieren und gezielt greifen, es besteht jedoch noch keine sprachliche Verständigung.
  5. Klüver-Bucy-Phase: Die Patienten beginnen, Sprache bedingt zu verstehen und differenzierte Gefühle zu zeigen. Es setzt ein langsames Wiedererlangen beherrschter Fähigkeiten ein.
  6. Korsakow-Phase: Während dieser Phase bauen die Patienten die Sprachfähigkeit wieder auf. Sie können frei laufen und beginnen, freie Handlungen auszuführen. Es besteht allerdings noch keine genaue Einschätzung der eigenen Situation, und es können Ausfälle im Kurz- und Mittelzeitgedächtnis auftreten.
  7. Integrationsstadium: In der finalen Phase ist sinnvolles Handeln wieder möglich. Die Patienten setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander und können den Tagesablauf planen. Meistens besteht Harn- und Stuhlkontinenz.

Wichtig zu beachten ist, dass diese Phasen eines Wachkomas allgemein sind und der Zustand und der Fortschritt von Patient zu Patient variieren können. Fachkundige medizinische Beratung und Begleitung sind in jedem Fall unerlässlich.

Sabine Staps bei DIPAT Die Patientenverfügung

Ein Beitrag von

Sabine Staps

Online Marketing Managerin

Marketing Management (MBA)

Verantwortet die Konzeptionierung, Umsetzung und Steuerung der digitalen Marketingstrategie von DIPAT.