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Palliativmedizin

Aufgaben, Möglichkeiten & Grenzen

Sie fragen sich vielleicht auch, wie schwerkranke Menschen am Lebensende betreut werden. Zu Hause? Im Krankenhaus? Was verbirgt sich hinter dem Begriff “Palliativ”, welche Möglichkeiten gibt uns die Palliativmedizin und welche Grenzen müssen wir akzeptieren?

Was ist Palliativmedizin?

Ob man sich mit der Erstellung einer Patientenverfügung, dem Advanced Care Planning oder der Debatte um Sterbehilfe in Deutschland auseinandersetzt: Wer sich mit dem Lebensende beschäftigt, stößt unweigerlich auf den Begriff Palliativmedizin. Aber was hat es damit auf sich?

Im Gegensatz zur klassischen Medizin – deren Ziel es ist, den Patienten zu heilen – macht es sich die Palliativmedizin zur Aufgabe, todkranke Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten und ihnen durch umfassenden Beistand zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin definiert den Begriff wie folgt:

“Die Palliativmedizin konzentriert sich auf die bestmögliche medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Behandlung und Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen sowie ihrer Angehörigen. (…) Gemeinsames Ziel ist es, bei schwerer Erkrankung für weitgehende Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität zu sorgen – in welchem Umfeld auch immer Betroffene dies wünschen.”

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. 29.04.2024, www.dgpalliativmedizin.de

Welche Bestandteile umfasst die Palliativmedizin?

In der Palliativmedizin wird der Patient nicht von einem einzelnen Arzt betreut. Vielmehr ist es ein multidisziplinäres Team bestehend aus Ärzten, Physiotherapeuten und Pflegekräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern, das sich ganzheitlich um den Patienten und ggf. auch dessen Angehörige kümmert: Oft leiden Patienten am Lebensende unter Schmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Atemnot. Diese Symptome können von dem medizinischen Personal durch Medikamente oder Therapien gelindert werden. Darüber hinaus kann das Wissen um das nahende Lebensende eine schwere psychische Belastung für den Patienten darstellen und zu Angstzuständen oder Depressionen führen. Hier hilft eine Betreuung durch Experten wie Psychologen oder Seelsorgern. Hilfestellung bei organisatorischen Angelegenheiten leisten im Bedarfsfall Sozialarbeiter; beispielsweise bei der Erstellung von Dokumenten oder der Klärung von Rechtsfragen.

Palliativmedizin & gesetzliche Regelung

In Deutschland ist die Palliativmedizin gesetzlich geregelt und fest in das Gesundheitssystem integriert. Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) von 2015 legt die Rahmenbedingungen für die palliative Versorgung fest und definiert klare Standards für die Betreuung von Patienten mit schweren, lebenslimitierenden Erkrankungen. Es stärkt die Rechte von Patienten auf umfassende Schmerztherapie, Symptomkontrolle und psychosoziale Unterstützung am Lebensende.

Das HPG fördert die Einrichtung von Palliativstationen, Hospizen und ambulanten Palliativdiensten sowie die Ausbildung von Fachpersonal in der Palliativversorgung. Es sieht auch vor, dass Krankenkassen die Kosten für palliative Leistungen übernehmen müssen, um sicherzustellen, dass alle Patienten Zugang zu qualitativ hochwertiger palliativer Versorgung haben, unabhängig von ihrer finanziellen Situation.

Darüber hinaus regelt das Patientenrechtegesetz die Rechte von Patienten am Lebensende und betont die Bedeutung der Patientenautonomie und Selbstbestimmung in medizinischen Entscheidungen, einschließlich der Entscheidung für oder gegen lebensverlängernde Maßnahmen und der Erstellung von Patientenverfügungen.

Insgesamt schafft die gesetzliche Regulierung der Palliativmedizin in Deutschland einen klaren rechtlichen Rahmen für die Versorgung von Patienten am Lebensende und betont die Bedeutung einer ganzheitlichen, patientenzentrierten Betreuung in der Palliativmedizin.

Wer übernimmt die Kosten für palliative Versorgung?

In Deutschland übernehmen in der Regel die Krankenkassen die Kosten für eine palliative Versorgung. Gemäß dem Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) von 2015 sind Krankenkassen dazu verpflichtet, die Kosten für palliative Leistungen zu übernehmen, um sicherzustellen, dass alle Patienten Zugang zu qualitativ hochwertiger palliativer Versorgung haben, unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Dies umfasst unter anderem die Kosten für ambulante Palliativdienste, Hospize, Palliativstationen, medizinische und pflegerische Versorgung sowie psychosoziale Betreuung am Lebensende.

Was kann Palliativmedizin nicht leisten?

Trotz ihrer bedeutsamen Rolle und ihres ganzheitlichen Ansatzes hat die Palliativmedizin auch Grenzen und Herausforderungen. Eine dieser Grenzen liegt in der Vielfalt und Komplexität der Bedürfnisse von Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen. Obwohl Palliativteams darauf abzielen, eine umfassende Betreuung anzubieten, können sie möglicherweise nicht alle individuellen Bedürfnisse jedes Patienten vollständig erfüllen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass viele Patienten und ihre Familien die Palliativmedizin möglicherweise nicht rechtzeitig in Anspruch nehmen. Aufgrund von mangelndem Bewusstsein, fehlender Verfügbarkeit oder emotionalen Barrieren suchen manche Patienten erst spät in ihrem Krankheitsverlauf palliative Unterstützung. Dies kann zu einem suboptimalen Management von Symptomen und einer verpassten Gelegenheit führen, die Lebensqualität zu verbessern.

Eine weitere Herausforderung besteht in der begrenzten Verfügbarkeit von Ressourcen und Dienstleistungen im Bereich der Palliativmedizin, insbesondere in ländlichen oder unterversorgten Gebieten. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Palliativversorgung kann daher eingeschränkt sein, was zu Ungleichheiten in der Versorgung führen kann.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Palliativmedizin ein wichtiges und wertvolles Fachgebiet, das darauf abzielt, die Lebensqualität von Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen zu verbessern und sie in ihrer letzten Lebensphase zu unterstützen. Es ist wichtig, diese Grenzen anzuerkennen und weiterhin daran zu arbeiten, die Palliativversorgung für alle Patienten zugänglicher und effektiver zu machen.

Palliativversorgung & Patientenverfügung

Die Palliativmedizin und die Patientenverfügung sind eng miteinander verbunden und spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung einer würdevollen und individuell angepassten medizinischen Versorgung am Lebensende.

Die Palliativmedizin konzentriert sich darauf, die Lebensqualität von Patienten mit schweren, fortgeschrittenen Erkrankungen zu verbessern, indem sie Schmerzen und andere belastende Symptome lindert und psychosoziale und spirituelle Unterstützung bietet. Sie zielt darauf ab, Patienten und ihren Familien in dieser schwierigen Phase beizustehen und eine umfassende Betreuung zu gewährleisten, die ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt.

Eine Patientenverfügung ist ein juristisches Dokument, das es einer Person ermöglicht, im Voraus festzulegen, welche medizinischen Behandlungen sie im Falle von Entscheidungsunfähigkeit oder am Lebensende erhalten möchten oder ablehnen. Dies beinhaltet auch Entscheidungen über die Anwendung lebensverlängernder Maßnahmen, wie z. B. künstliche Beatmung oder Wiederbelebungsmaßnahmen.

Die Verbindung zwischen Palliativmedizin und Patientenverfügung liegt darin, dass beide darauf abzielen, die Autonomie und Selbstbestimmung des Patienten zu respektieren und sicherzustellen, dass seine Wünsche und Vorstellungen hinsichtlich seiner medizinischen Versorgung beachtet werden. Durch eine Patientenverfügung kann eine Person ihre Behandlungswünsche klar und eindeutig festlegen, einschließlich der Vorlieben bezüglich palliativer Versorgung und der Entscheidung, ob sie lebenserhaltende Maßnahmen wünscht oder nicht.

Eine Patientenverfügung ist besonders wichtig in Situationen, in denen der Patient nicht mehr in der Lage ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, sei es aufgrund von schwerer Krankheit, Bewusstlosigkeit oder Demenz. Sie bietet klare Anweisungen für Ärzte und Familienmitglieder und hilft, Konflikte und Unsicherheiten zu vermeiden, die in solch belastenden Situationen auftreten können.

Insgesamt ermöglicht die Kombination von Palliativmedizin und Patientenverfügung eine patientenzentrierte und ganzheitliche Betreuung am Lebensende, die den individuellen Wünschen und Bedürfnissen des Patienten gerecht wird und ihm ein würdevolles und friedliches Sterben ermöglicht.

Sabine Staps bei DIPAT Die Patientenverfügung

Ein Beitrag von

Sabine Staps

Online Marketing Managerin

Marketing Management (MBA)

Verantwortet die Konzeptionierung, Umsetzung und Steuerung der digitalen Marketingstrategie von DIPAT.

Zitate und Quellen

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. 23.09.2016, www.dgpalliativmedizin.de
Wikipedia: „Palliativmedizin“. 23.09.2015, www.wikipedia.de
Deutsche Krebshilfe: Palliativmedizin statt Sterbehilfe. 06.07.2015, www.krebshilfe.de